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Wechselnde Allianzen: Wie der US-Handelskrieg Indonesien in die Arme der EU treibt

US-Handelskrieg treibt Indonesien in die Arme der EU

Brüssel – Nach fast zehn Jahren zäher Verhandlungen haben der indonesische Präsident Prabowo Subianto und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, am Sonntag in Brüssel eine politische Einigung über das umfassende Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (IEU-CEPA) bekannt gegeben. Dieser Schritt wird als historischer Meilenstein gefeiert, der nicht nur die Handelsbeziehungen zwischen zwei der größten Wirtschaftsräume der Welt vertiefen, sondern auch als strategische Absicherung gegen die volatilen US-Handelspolitiken dienen soll.

Die Einigung, die bis September 2025 formell unterzeichnet werden soll, kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Drohung mit weitreichenden US-Zöllen den Welthandel verunsichert. Beobachter werten den Abschluss des Abkommens als klaren Beweis dafür, dass Nationen wie Indonesien aktiv ihre wirtschaftlichen Partnerschaften diversifizieren, um eine übermäßige Abhängigkeit von einzelnen Supermächten zu vermeiden.  

Ein strategischer Schachzug gegen US-Protektionismus

Die Beschleunigung der Verhandlungen in den letzten Monaten wird direkt mit dem globalen Handelsumfeld in Verbindung gebracht. Quellen berichten, dass Jakarta und Brüssel die Gespräche angesichts der Androhung „erheblicher US-Zölle“ beschleunigt haben. Präsident Prabowo selbst bezeichnete das Abkommen als einen „Durchbruch“, der angesichts der „globalen Unsicherheit“ starke Alternativen biete.

„Wir leben in turbulenten Zeiten, und wenn wirtschaftliche Unsicherheit auf geopolitische Volatilität trifft, müssen Partner wie wir enger zusammenrücken“, erklärte Ursula von der Leyen bei der gemeinsamen Pressekonferenz. Sie betonte, dass Europa und Indonesien einen „Weg der Offenheit, Partnerschaft und des gemeinsamen Wohlstands“ gewählt hätten. Diese Rhetorik unterstreicht die bewusste Entscheidung, sich von protektionistischen Tendenzen abzuwenden und auf multilaterale Kooperation zu setzen. Für Indonesien ist dies eine entscheidende Marktdiversifizierungsstrategie weg von den unberechenbaren USA hin zu einem stabileren Partner in Europa.

Wirtschaftliche Dimensionen eines historischen Abkommens

Die wirtschaftliche Bedeutung des IEU-CEPA ist immens. Die EU ist bereits Indonesiens fünftgrößter Handelspartner mit einem bilateralen Handelsvolumen von über 30 Milliarden US-Dollar im letzten Jahr. Experten prognostizieren, dass das Abkommen dieses Volumen potenziell auf 60 Milliarden US-Dollar verdoppeln und die indonesischen Exporte um über 50 % steigern könnte.

Das Abkommen, das 21 Bereiche von Handel und Investitionen bis hin zu digitalem Handel und nachhaltiger Entwicklung umfasst, wird Zölle auf rund 80 Prozent der indonesischen Exporte in die EU beseitigen. Davon profitieren Schlüsselindustrien wie die Palmölproduktion, die Schuh- und Textilindustrie sowie der Automobilsektor. Für die EU ist das Abkommen ebenfalls von strategischer Bedeutung, da es die Lieferketten für kritische Rohstoffe stärkt und die Beziehungen zu einem zentralen Partner in der ASEAN-Region vertieft.  

Fazit: Eine Neuausrichtung globaler Handelsströme

Die Einigung zum IEU-CEPA ist weit mehr als nur ein Handelsvertrag; sie ist ein kalkulierter Akt der Wirtschaftsstaatskunst. Angesichts der Unzuverlässigkeit des US-Marktes hat sich Indonesien strategisch der EU zugewandt, um seine wirtschaftliche Zukunft abzusichern. Dieses Manöver zeigt, wie Nationen in der aktuellen Weltlage ihre Allianzen aktiv neu kalibrieren, um in den turbulenten Gewässern des Wettbewerbs der Supermächte zu navigieren.

Der erfolgreiche Abschluss könnte zudem eine Signalwirkung für andere ASEAN-Staaten wie Thailand und die Philippinen haben, die sich ebenfalls in Verhandlungen mit der EU befinden. Ein stärkerer Wirtschaftsblock zwischen der EU und ASEAN könnte die Folge sein, was die globalen Handelsströme nachhaltig verändern würde. Präsident Prabowo fasste die Bedeutung zusammen: „Für Indonesien geht es beim CEPA nicht nur um Handel, sondern um Fairness, Respekt und den Aufbau einer starken gemeinsamen Zukunft“.

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