Rohstoff-Exporte aus Myanmars Wa-Staat werfen Fragen auf – Illegale Handelsrouten und fehlende Kontrolle
In den letzten Tagen berichten verschiedene asiatische Medien über einen deutlichen Anstieg illegaler Rohstoffexporte aus dem Wa-Staat, einer de-facto-autonomen Region im Nordosten von Myanmar. Vor allem Metalle wie Zinn, Wolfram und Seltene Erden sollen über inoffizielle Routen nach China verbracht werden – häufig über Grenzübergänge in Yunnan.
Die Region steht unter der Kontrolle der United Wa State Army (UWSA), die mit mehr als 20.000 Kämpfern als größte nichtstaatliche bewaffnete Gruppe Südostasiens gilt. Offiziell wird der Wa-Staat von der Regierung in Naypyidaw nicht anerkannt, faktisch agiert er jedoch eigenständig – mit eigenen Behörden, Militäreinheiten und einer inoffiziellen Grenzpolitik.
Laut einem Bericht der thailändischen Prachatai erklärte ein regionaler Sicherheitsanalyst:
„Was wir derzeit sehen, ist ein funktionierendes Rohstoffsystem ohne staatliche Kontrolle, das nicht nur Myanmars Haushaltslage schwächt, sondern auch Umwelt- und Menschenrechtsprobleme verschärft.“
China profitiert – Myanmar verliert Kontrolle
Schattenwirtschaft entlang der Grenze
Die Rohstoffe gelangen laut Recherchen von Radio Free Asia und lokalen NGOs über kleinere Übergänge wie Mong Yawng und Pangkham nach China. Dort würden sie unter anderem an chinesische Unternehmen weiterverkauft, die sich auf die Verarbeitung von Metallen für die Elektronik- oder Rüstungsindustrie spezialisiert haben. Die chinesische Regierung hat sich zu den Vorgängen bislang nicht offiziell geäußert.
Besonders problematisch: Die Einnahmen aus den Exporten landen weder im myanmarischen Staatshaushalt noch in offiziellen Entwicklungsprogrammen, sondern fließen in paramilitärische Strukturen der UWSA, die eng mit China verbunden sein soll. Darüber hinaus wurde der Region bereits mehrfach illegaler Holzeinschlag, Drogenschmuggel und Zwangsarbeit vorgeworfen.
Ein Mitarbeiter der NGO EarthRights International kritisiert:
„Die Rohstoffausbeutung untergräbt nicht nur lokale Ökosysteme, sondern stabilisiert auch paramilitärische Parallelstrukturen.“
Fazit: Kein Ende der Schattenwirtschaft in Sicht
Trotz internationaler Appelle ist nicht davon auszugehen, dass Myanmar kurzfristig Kontrolle über den Rohstoffhandel im Wa-Staat zurückgewinnt. Vielmehr verstetigt sich der Status quo eines profitablen Parallelmarkts, in dem Rohstoffe ohne Umweltauflagen oder Arbeitsrecht exportiert werden – zum Nachteil der Bevölkerung und staatlichen Strukturen.
Beobachter gehen davon aus, dass die militärisch geschwächte Regierung in Naypyidaw derzeit weder politisch noch logistisch in der Lage ist, den Handel zu unterbinden. Internationale Aufmerksamkeit bleibt daher ein zentrales Mittel, um auf die menschenrechtlichen und ökologischen Folgen dieser Entwicklung hinzuweisen.