Grenzüberschreitende Krise: Illegale Bergbauaktivitäten in Myanmar vergiften den Mekong-Fluss
Chiang Rai / Bokeo – Eine schleichende Umweltkatastrophe bedroht die Lebensader Südostasiens. Im August 2025 bestätigten Berichte der Mekong River Commission (MRC) und thailändischer Behörden eine alarmierende Kontamination des Mekong und seiner Nebenflüsse mit hochgiftigen Schwermetallen. Die Quelle der Verschmutzung wurde auf einen massiven Anstieg von unreguliertem Gold- und Seltene-Erden-Bergbau im politisch instabilen Shan-Staat in Myanmar zurückgeführt. Die giftigen Abwässer fließen über die Grenzflüsse nach Thailand und Laos, wo sie bereits jetzt verheerende Auswirkungen auf die Umwelt und die an den Flüssen lebenden Gemeinschaften haben.
Das Ausmaß der unsichtbaren Gefahr
Jüngste Wasserproben, die von der MRC und Thailands Umweltverschmutzungskontrollbehörde an mehreren Messpunkten entlang der Grenze zwischen Thailand, Laos und Myanmar entnommen wurden, zeichnen ein düsteres Bild. An vier von fünf Standorten wurden Arsenkonzentrationen von 0,025 Milligramm pro Liter gemessen – das 2,5-fache des Grenzwertes, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als sicher einstuft. Neben Arsen wurden auch erhöhte Werte von Blei, Nickel, Mangan, Quecksilber und Zyanid nachgewiesen, die in den Flüssen Kok, Sai und Ruak – allesamt Zuflüsse des Mekong – gefunden wurden.
Die MRC hat die Situation offiziell als „mäßig ernst“ eingestuft und die betroffenen Länder gewarnt. Die Auswirkungen sind bereits sichtbar: Fischer in Laos berichten von Fängen mit unerklärlichen Blasen und Flecken, während die thailändischen Behörden die Bevölkerung in den Grenzregionen davor gewarnt haben, das Flusswasser zu nutzen. Pianporn Deetes, eine Vertreterin der Organisation International Rivers, nannte die Situation gegenüber Al Jazeera „alarmierend und erst das erste Kapitel der Krise, wenn der Bergbau weitergeht“.
Ursprung in der Gesetzlosigkeit: Bergbau-Boom in Myanmar
Die Ursache für die massive Verschmutzung liegt im Nachbarland Myanmar. Seit dem Militärputsch im Jahr 2021 hat die gesetzlose Lage im Shan-Staat zu einem explosionsartigen Anstieg des Bergbaus geführt. In den von ethnischen bewaffneten Gruppen, wie der United Wa State Army (UWSA), kontrollierten Gebieten operieren Dutzende Minen ohne jegliche Umweltauflagen. Berichten zufolge sind viele dieser Operationen mit chinesischem Kapital verbunden.
Satellitenbilder zeigen eine Landschaft, die von Minen vernarbt ist, denen jegliche grundlegende Sicherheitsinfrastruktur wie ausgekleidete Absetzbecken für giftige Abfälle fehlt. Beim Abbau von Seltenen Erden und Gold werden hochgiftige Chemikalien wie Ammoniumsulfat, Zyanid und Quecksilber eingesetzt, die ungefiltert in die Quellflüsse des Mekong gespült werden. Diese Praktiken führen nicht nur zur Vergiftung der Gewässer, sondern auch zu massiver Entwaldung und Bodenerosion, was die Gefahr von Überschwemmungen weiter erhöht.
Fazit: Eine regionale Zeitbombe, die internationale Zusammenarbeit erfordert
Die Vergiftung des Mekong ist eine grenzüberschreitende Krise, die durch die politische Instabilität in Myanmar ausgelöst wurde und nun die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen in der gesamten Region bedroht. Die Gesundheit des Flusses, der für fast 70 Millionen Menschen eine Quelle für Nahrung und Einkommen ist, steht auf dem Spiel. Die Mekong River Commission hat bereits Schritte zur Einrichtung eines gemeinsamen Wasserqualitäts-Überwachungsprogramms zwischen den betroffenen Ländern eingeleitet, um wissenschaftlich fundierte Daten zu sammeln und koordinierte Maßnahmen zu ermöglichen.
Experten sind sich jedoch einig, dass eine nachhaltige Lösung nur durch direkten Druck auf die Verursacher in Myanmar und eine stärkere Regulierung der Bergbauindustrie erreicht werden kann. Ohne ein schnelles und konzertiertes internationales Handeln könnte die aktuelle Kontamination, wie ein Beobachter es formulierte, tatsächlich „nur der Anfang der Geschichte“ sein.