Eskalation im Diplomatie-Krimi: Kambodscha reicht UN-Beschwerde ein, Thailand reagiert scharf

Thailand News Konflikt mit Kambodscha

Bangkok/New York – Der schwelende Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha hat eine neue, besorgniserregende Eskalationsstufe erreicht und wird nun auf der Bühne der Vereinten Nationen ausgetragen. Kambodscha hat eine formelle Beschwerde beim UN-Generalsekretär eingereicht, in der es Thailand der Aggression bezichtigt. Thailand hat umgehend mit einer umfassenden Gegendarstellung reagiert und die kambodschanischen Vorwürfe scharf zurückgewiesen.  

Der diplomatische Schlagabtausch begann am 16. Juni 2025, als der ständige Vertreter Kambodschas bei den Vereinten Nationen ein Schreiben an den UN-Generalsekretär richtete. Darin wird der bewaffnete Zusammenstoß vom 28. Mai im umstrittenen Grenzgebiet Chong Bok in der Provinz Ubon Ratchathani thematisiert. Kambodscha forderte, das Schreiben als offizielles Dokument der 79. UN-Generalversammlung unter dem Tagesordnungspunkt „Verhütung von bewaffneten Konflikten“ zu zirkulieren.  

Thailands Antwort erfolgte prompt. Am 19. Juni reichte der thailändische UN-Botschafter Cherdchai Chaivaivid eine eigene Stellungnahme ein. Darin wird die thailändische Version der Ereignisse dargelegt: Thailändische Truppen hätten sich auf einer Routinepatrouille innerhalb des souveränen thailändischen Territoriums befunden, als sie unter „unprovozierten Beschuss durch kambodschanische Truppen“ gerieten. Die Reaktion der thailändischen Streitkräfte sei eine „verhältnismäßige und angemessene Maßnahme zur Selbstverteidigung“ gewesen.  

Ein zentraler Punkt des thailändischen Widerspruchs ist der Vorwurf, Kambodscha verletze das bilaterale Memorandum of Understanding (MOU) aus dem Jahr 2000 zur Vermessung und Demarkation der Landgrenze. Thailand argumentiert, Kambodschas Schritt, den Internationalen Gerichtshof (IGH) anzurufen, widerspreche Artikel VIII des MOU, der die Beilegung von Streitigkeiten durch Konsultation und Verhandlung vorschreibt. Thailand bekräftigte seine Position, dass es die obligatorische Gerichtsbarkeit des IGH seit 1960 nicht mehr anerkenne und einem einseitigen Verfahren nicht zustimmen werde.  

Der Konflikt, der seine Wurzeln in einem jahrhundertealten Streit um den Tempel Preah Vihear hat, wird durch die aktuelle innenpolitische Krise in Thailand zusätzlich verkompliziert. Der kambodschanische Premierminister Hun Manet erklärte, er warte auf einen Verhandlungspartner mit „echter Autorität“ in Thailand, eine klare Anspielung auf die durch die Suspendierung geschwächte Premierministerin. Mit der Anrufung der Vereinten Nationen hat der Konflikt nun eine Ebene erreicht, die eine schnelle bilaterale Lösung zunehmend unwahrscheinlich macht.  

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert