Eskalation im Diplomatie-Krimi: Kambodschas Hun Sen droht mit Enthüllungen über die Shinawatra-Familie
Bangkok/Phnom Penh – Der diplomatische Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha hat eine neue, persönliche und explosive Dimension erreicht. Der kambodschanische Senatspräsident und ehemalige Premierminister Hun Sen hat damit gedroht, kompromittierende Informationen über die einflussreiche Shinawatra-Familie zu veröffentlichen, einschließlich angeblicher Majestätsbeleidigungen durch den Patriarchen Thaksin Shinawatra.
In einer Reihe von öffentlichen Äußerungen und einem Marathon-Livestream auf Facebook Ende Juni warf Hun Sen der Shinawatra-Familie Verrat vor. „Ich würde lieber zulassen, dass andere mich zuerst verraten; ich verrate andere nicht zuerst. Jetzt, da ich verraten wurde, habe ich das Gefühl, ich muss enthüllen, was die Thaksin-Familie getan hat, um ihre Nation zu verraten“, erklärte Hun Sen. Er drohte explizit damit, alles zu enthüllen, was Thaksin ihm erzählt habe, „einschließlich deiner Beleidigungen gegenüber deinem König“.
Hun Sen rechtfertigte sein Vorgehen und die umstrittene Aufnahme des Telefonats mit der suspendierten thailändischen Premierministerin Paetongtarn Shinawatra damit, dass er sich betrogen fühle. Er beschuldigte Paetongtarn der Täuschung und warf ihr vor, eine Razzia gegen Callcenter-Betrüger als Vorwand für Aggressionen und die Schließung der Grenze genutzt zu haben. „Du hast die Grenze unter dem Vorwand geschlossen, Betrügereien zu unterdrücken, obwohl deine Absicht in Wirklichkeit Aggression war“, sagte er in seinem Livestream.
Die Drohungen stellen eine direkte und beispiellose Einmischung in die innenpolitische Krise Thailands dar, die durch ebenjenes Telefonat ausgelöst wurde. Die Lage wird durch die Haltung des amtierenden kambodschanischen Premierministers Hun Manet, Hun Sens Sohn, weiter verschärft. Dieser erklärte öffentlich, sein Land warte darauf, mit einem thailändischen Führer zu verhandeln, der über „echte Autorität“ und ein „legitimes Mandat“ verfüge – eine kaum verhohlene Anspielung auf die geschwächte Position der Regierung in Bangkok.
Die Beziehungen zwischen den beiden Nationen sind historisch durch einen ungelösten Grenzstreit belastet, insbesondere um historische Tempelruinen wie Preah Vihear, der in der Vergangenheit wiederholt zu militärischen Auseinandersetzungen führte. Hun Sens persönliche Drohungen heizen die nationalistischen Spannungen auf beiden Seiten weiter an und machen eine diplomatische Lösung der Krise in naher Zukunft unwahrscheinlich.