Grenzkonflikt flaut ab – Hun Sen verspottet thailändische Justiz wegen Thaksin
Phnom Penh/Bangkok, 11. Juli 2025 – Der ehemalige kambodschanische Premierminister Hun Sen hat in einer öffentlichen Stellungnahme die thailändischen Strafverfolgungsbehörden kritisiert – mit Bezug auf die umstrittene Rückkehr und Behandlung von Thaksin Shinawatra. Im Kontext eines laufenden Ermittlungsverfahrens gegen einen ehemaligen kambodschanischen Beamten, der in Thailand festgenommen wurde, forderte Hun Sen ironisch, „auch Thaksin zu verhaften, wenn man konsequent sein wolle“.
Die Äußerung fällt in eine Phase vorsichtiger diplomatischer Entspannung nach Wochen angespannter Grenzsituation.
Zwischenbilanz an der Grenze – Kontakte wieder aufgenommen
Nach dem tödlichen Zwischenfall Ende Mai, bei dem ein kambodschanischer Soldat an der thailändischen Grenze ums Leben kam, war es zu mehreren Wochen diplomatischer Funkstille gekommen. Wie das thailändische Verteidigungsministerium mitteilt, finden inzwischen wieder regelmäßige Gespräche auf Militär- und Verwaltungsebene statt – unter anderem in den Provinzen Sa Kaeo und Trat.
Auch wirtschaftlich zeichnet sich Entspannung ab: Zwar bleibt der Grenzübergang Ban Had Lek geschlossen, doch kleinere Übergänge wie Chong Chom (Surin) haben den Betrieb wieder aufgenommen – zunächst nur für den Personentransit.
Hun Sens Kritik als kalkulierte Provokation?
Die Aussagen Hun Sens wurden auf einer Veranstaltung zum Thema Justizreform in Phnom Penh gemacht und sind inzwischen auch in Thailand medial breit diskutiert worden. Wörtlich sagte er:
„Wenn Thailand einen meiner Vertrauten wegen grenzüberschreitender Aktivitäten verfolgt, sollten sie auch Thaksin zur Rechenschaft ziehen – er ist mir näher als jeder kambodschanische Beamte.“
(Quelle: Phnom Penh Post, 10.07.2025)
In Thailand wird diese Aussage als klare provokative Spitze verstanden – sowohl gegen die Regierung als auch gegen die Justiz. Sie zielt insbesondere auf die stark reduzierte Haftzeit Thaksins und seine öffentliche Rehabilitierung ab.
Das Außenministerium Thailands reagierte bislang zurückhaltend, ließ jedoch verlauten, dass „solche Äußerungen zurzeit nicht hilfreich“ seien.
Thaksins Fall bleibt politisch brisant
Thaksin Shinawatra war 2023 nach 15 Jahren im Exil nach Thailand zurückgekehrt. Er wurde zunächst wegen Amtsmissbrauchs verurteilt, dann jedoch innerhalb weniger Monate begnadigt. Seine reduzierte Haftzeit in einem Krankenhauszimmer sowie seine kontinuierliche Präsenz in politischen Diskussionen werfen Fragen nach Gleichbehandlung vor dem Gesetz auf.
Viele Kritiker – unter anderem Jatuporn Prompan – werfen der Regierung vor, Thaksins Rückkehr aktiv unterstützt zu haben, um die politische Kontrolle über die derzeitige Koalition zu sichern.
Fazit: Rückkehr zur Normalität bleibt fragil
Trotz der diplomatischen Fortschritte an der thailändisch-kambodschanischen Grenze könnten Äußerungen wie die von Hun Sen die Beziehungen erneut belasten. Die politische Instrumentalisierung justizieller Vorgänge beiderseits der Grenze zeigt, wie verletzlich bilaterale Kooperationen bleiben – selbst nach Jahrzehnten enger wirtschaftlicher Zusammenarbeit.
Ob Thailands Regierung öffentlich auf die Provokation reagiert oder den Vorfall diplomatisch überspielt, wird zeigen, welchen Weg Bangkok künftig im Verhältnis zu Phnom Penh einschlägt.