UNESCO nimmt Gedenkstätten der Roten Khmer ins Welterbe auf

UNESCO nimmt Gedenkstätten der Roten Khmer auf

Phnom Penh, 12. Juli 2025 – Die UNESCO hat drei Stätten, die eng mit dem Völkermord unter den Roten Khmer in Kambodscha verbunden sind, offiziell in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Es handelt sich um das ehemalige Foltergefängnis Tuol Sleng (S-21), das Massengrabfeld von Choeung Ek („Killing Fields“) und das kaum bekannte frühere Gefängnis M-13, in dem die Brutalität des Khmer-Regimes erstmals systematisch erprobt wurde.

Die Entscheidung fiel auf der Jahrestagung des UNESCO-Welterbekomitees in New Delhi – fast genau 50 Jahre nach Beginn der Terrorherrschaft durch Pol Pot und die kommunistische Bewegung der Roten Khmer (1975–1979).

Orte des Schreckens als Mahnmal für künftige Generationen

Das Tuol-Sleng-Gefängnis, heute Tuol Sleng Genocide Museum, diente einst als geheimes Internierungslager im Herzen Phnom Penhs. Mehr als 14.000 Menschen wurden dort zwischen 1975 und 1979 gefoltert, verhört und anschließend in Choeung Ek hingerichtet. Nur etwa ein Dutzend Gefangene überlebte.

Auch das Gefängnis M-13, südwestlich der Hauptstadt gelegen, war unter den damaligen Kämpfern der Roten Khmer ein gefürchteter Ort. Historikern zufolge diente es als „Testlabor“ für die späteren Foltermethoden des Regimes.

„Diese Orte sind mehr als nur historische Relikte – sie sind lebendige Erinnerungen an systematische Gewalt, Missbrauch von Macht und die Verletzlichkeit staatlicher Institutionen“, erklärte Audrey Azoulay, Generaldirektorin der UNESCO, in einer schriftlichen Stellungnahme.
(Quelle: Phnom Penh Post, 12.07.2025)

Kambodschas Kulturministerin Phoeurng Sackona bezeichnete die Entscheidung als „einen Meilenstein im kollektiven Gedenken des Landes“.

Bildung statt Vergeltung – Bedeutung der Entscheidung für Kambodscha

Die Aufnahme in die Welterbeliste sei auch ein Beitrag zur Aufarbeitung und Versöhnung, so mehrere NGOs und Überlebendenverbände. Seit Jahren setzen sich diese Gruppen für eine stärkere Einbindung der Verbrechen der Roten Khmer in den öffentlichen Diskurs und in die Schulbildung ein.

Der Direktor des Tuol-Sleng-Museums, Chhay Visoth, sagte gegenüber der Khmer Times:

„Viele junge Kambodschaner wissen wenig über diese Zeit. Die UNESCO-Auszeichnung kann helfen, das historische Bewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen.“

Trotz ihrer internationalen Bedeutung gelten die Gedenkstätten bislang nicht als touristische Hauptattraktionen. Experten hoffen, dass die Anerkennung durch die UNESCO dazu beiträgt, verantwortungsvollen Gedenktourismus zu fördern – mit Fokus auf Information, nicht auf Sensation.

Fazit: Erinnerungskultur als Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft

Die Entscheidung der UNESCO vom 12. Juli 2025 unterstreicht die Bedeutung der historischen Auseinandersetzung mit staatlich organisiertem Terror – nicht nur für Kambodscha, sondern für die Weltgemeinschaft. Die nun geschützten Stätten stehen für die Verpflichtung, das Gedenken an die Opfer wachzuhalten und aus der Vergangenheit zu lernen.

Für Kambodscha selbst ist die Anerkennung ein Zeichen internationaler Unterstützung auf dem Weg zu historischer Aufarbeitung, Bildung und kultureller Würdigung.

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