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Kambodscha feiert reduzierte US-Zölle – Textilindustrie dennoch in Sorge

Kambodscha Näherinnen Export USA

Die Vereinigten Staaten haben angekündigt, die ursprünglich angedrohten Strafzölle auf kambodschanische Importe von 49 % auf 36 % zu senken. Die Maßnahme betrifft vor allem Produkte aus der Textil- und Schuhindustrie – den wichtigsten Exportsektoren Kambodschas. Wie das kambodschanische Handelsministerium am Montag mitteilte, sei dies das Ergebnis intensiver Gespräche mit US-Vertretern.

Premierminister Hun Manet lobte die Entscheidung als „großen Erfolg der kambodschanischen Diplomatie“. In einer Erklärung sagte er: „Wir haben bewiesen, dass Dialog und Kooperation zu konkreten Ergebnissen führen können.“ Die Maßnahme tritt voraussichtlich im Laufe des Augusts in Kraft.

Dennoch bleibt die Anspannung im Land hoch. Rund 800.000 Menschen arbeiten direkt in der Textilindustrie. Gewerkschaften und Unternehmen fürchten, dass trotz der niedrigeren Zölle Aufträge zurückgehen könnten – insbesondere, weil westliche Einkäufer ihre Produktionen zunehmend nach Vietnam oder Bangladesch verlagern.

Textilarbeiterinnen sehen ungewisse Zukunft

Laut einem Bericht der Zeitung Khmer Times haben mehrere Fabriken in den Provinzen Kampong Speu und Kandal bereits angekündigt, ihre Belegschaft zu verkleinern oder neue Investitionen zu verschieben. Ein Gewerkschaftsvertreter sagte: „Auch wenn der Zoll geringer ausfällt als befürchtet, ist er immer noch hoch genug, um große Marken abzuschrecken.“

Die US-Handelsvertretung (USTR) begründete die Maßnahme mit Bedenken bezüglich Arbeitsrechten, Umweltschutz und demokratischer Standards in Kambodscha. Das Handelsministerium in Phnom Penh erklärte seinerseits, man sei bereit, bei internationalen Standards enger mit den USA und der ILO zusammenzuarbeiten.

Experten der Asian Development Bank (ADB) wiesen jedoch darauf hin, dass strukturelle Probleme wie geringe Produktivität und hohe Logistikkosten Kambodschas Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich belasten.

Fazit: Politischer Teilerfolg mit wirtschaftlichen Risiken

Obwohl die gesenkte Zollrate kurzfristig Druck vom kambodschanischen Exportsektor nimmt, bleiben die langfristigen Herausforderungen bestehen. Die Regierung kündigte an, gezielte Unterstützungsprogramme für besonders betroffene Industriezweige aufzulegen und Handelsbeziehungen mit China und der EU weiter auszubauen.

Ein Ökonom der ADB erklärte: „Kambodscha muss dringend die Lieferkette diversifizieren und stärker auf höhere Verarbeitungsstufen setzen – sonst bleibt das Land in der Falle billiger Löhne und externer Abhängigkeit.“

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