Fährunglück in Indonesien: Dutzende Vermisste vor Bali nach Schiffsuntergang
In Indonesien hat ein schweres Fährunglück vor Bali eine große Such- und Rettungsaktion ausgelöst. Die Ro-Pax-Fähre KMP Tunu Pratama Jaya, die am 2. Juli kurz vor Mitternacht von der ostjavanischen Hafenstadt Ketapang in Richtung Bali auslief, ging etwa eine halbe Stunde nach Ablegen plötzlich unter. An Bord befanden sich offiziellen Angaben zufolge 65 Personen – 53 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder – sowie rund 22 Fahrzeuge.
Bis Donnerstagabend konnten 29 Menschen lebend aus dem Meer gerettet werden, sechs Personen wurden tot geborgen, und etwa 30 werden noch vermisst. Die nationale Such- und Rettungsagentur Basarnas setzte über 160 Helfer, mehrere Schiffe und Helikopter ein, um Überlebende zu finden. Die Suche musste in der Nacht zunächst unterbrochen werden, da starker Wind und hohe Wellen die Sicht und Bergungsarbeiten erschwerten, sollte aber am nächsten Morgen mit verstärkten Kräften fortgesetzt werden.
Ursache und Reaktionen
Die genaue Unglücksursache ist noch Gegenstand von Untersuchungen. Laut einem Sprecher der Reederei habe die Besatzung kurz vor dem Sinken Probleme mit dem Antrieb gemeldet. Zudem herrschten in der Nacht offenbar raue Wetterbedingungen: Starke Winde und Strömungen könnten zu dem Unfall beigetragen haben. Ein Sprecher der Regierung teilte mit, Präsident Joko Widodo – der sich zum Zeitpunkt des Unglücks auf Auslandsreise befand – habe umgehend angeordnet, alle verfügbaren Mittel zur Nothilfe einzusetzen. Die indonesische Marine und Küstenwache patrouillieren seither in dem Seegebiet zwischen Java und Bali, um nach Vermissten zu suchen. Viele der Geretteten waren den Ärzten zufolge unterkühlt und erschöpft, nachdem sie stundenlang auf offener See getrieben hatten.
Die betroffene Fährverbindung zwischen dem Hafen Gilimanuk (Bali) und Ketapang auf Java zählt zu den wichtigsten Transportstrecken des Landes, genutzt von Einheimischen wie Touristen. Das Unglück wirft erneut ein Schlaglicht auf die mangelhafte maritime Sicherheit in Indonesien. In dem aus über 17.000 Inseln bestehenden Staat kommt es immer wieder zu schweren Fährunglücken, oft begünstigt durch Überladung und lasche Sicherheitsstandards. So sank erst im März nahe Bali ein Ausflugsboot bei schwerer See, im Jahr 2018 kamen bei einem Fährunglück auf dem Tobasee über 150 Menschen ums Leben. Anwohner und Verbände fordern nun verstärkte Kontrollen der Schiffsicherheit. „Es darf nicht sein, dass überfüllte Fähren mit technischen Mängeln in See stechen“, kritisierte ein indonesischer Seefahrts-Experte im Fernsehsender MetroTV.
Ausblick:
Während die Hoffnung schwindet, noch Überlebende zu finden, werden die Hinterbliebenen der Vermissten in Bali und Java von Psychologen betreut. Die Behörden haben eine Untersuchungskommission eingesetzt, um die Unfallursache zu klären und Konsequenzen zu ziehen. Sollte sich menschliches Versagen oder Wartungsmängel als Grund herausstellen, drohen den Verantwortlichen strafrechtliche Schritte. Indonesiens Regierung steht unter Druck, die Sicherheitsvorkehrungen im Fährverkehr zu verbessern, um solche Tragödien künftig zu verhindern. International hat das Unglück Anteilnahme hervorgerufen – mehrere Nachbarländer boten Unterstützung bei der Suche an. Präsident Widodo kündigte an, die Familien der Opfer und Überlebenden finanziell zu entschädigen, und versprach: „Wir werden alles tun, um die Sicherheit auf See zu erhöhen, damit so etwas nicht erneut passiert.“