Kleine Biester, große Wirkung: Ein Guide zu Thailands giftigen Insekten und Spinnentieren
Im Schatten der majestätischen Kobras und farbenfrohen Vipern vergessen viele Reisende oft die kleineren Bewohner Thailands. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, einem Insekt oder Spinnentier zu begegnen, weitaus höher als die einer Schlange. Doch keine Sorge: Tödliche Zwischenfälle sind eine absolute Rarität. Es geht vielmehr um schmerzhafte, aber in der Regel ungefährliche Begegnungen, auf die man sich gut vorbereiten kann.
In diesem Artikel stellen wir dir die wichtigsten Vertreter vor, geben dir Tipps zur Vorbeugung und erklären, was bei einem Biss oder Stich zu tun ist.
Die Hauptdarsteller: Skolopender, Skorpione und Spinnen
Während es unzählige krabbelnde und fliegende Tiere gibt, sind es vor allem drei Gruppen, die bei Reisenden für Respekt sorgen.
1. Der Skolopender (Thai: dtà-khàap)
Der Riesenläufer oder Hundertfüßer ist wohl das beeindruckendste und schmerzhafteste Gliedertier, dem du in Thailand begegnen kannst.
- Erkennungsmerkmale: Ein langer, abgeflachter Körper mit vielen Segmenten und einem Beinpaar pro Segment. Sie können über 20 cm lang werden und sind oft rötlich-braun oder schwarz gefärbt. Ihre Bewegungen sind extrem schnell.
- Lebensraum & Verhalten: Skolopender lieben feuchte, dunkle Verstecke. Man findet sie unter Steinen, in Laubhaufen, unter Rinde, aber auch gerne mal in Badezimmerabflüssen, feuchten Handtüchern oder in Schuhen, die draußen stehen gelassen wurden. Sie sind nachtaktiv.
- Der Biss: Ihr Biss mit den kräftigen Kieferklauen (Forzipeln) gilt als extrem schmerzhaft und kann mit einem Schuss aus einer Pistole verglichen werden. Die Stelle schwillt stark an und brennt intensiv. Obwohl das Gift für einen gesunden Erwachsenen nicht lebensgefährlich ist, ist der Schmerz oft tagelang spürbar.
2. Skorpione (Thai: maeng-bpàwng)
In Thailand leben verschiedene Skorpionarten, darunter auch der große, schwarze Riesenskorpion (Heterometrus spinifer).
- Erkennungsmerkmale: Unverwechselbar durch ihre Scheren und den gebogenen Schwanz mit dem Giftstachel.
- Lebensraum & Verhalten: Ähnlich wie Skolopender bevorzugen sie dunkle, geschützte Orte. Man findet sie in Erdlöchern, unter Holz oder Steinen. Sie sind ebenfalls nachtaktiv.
- Der Stich: Ein Stich des in Thailand verbreiteten schwarzen Riesenskorpions ist zwar sehr schmerzhaft, aber seine Giftwirkung wird oft überschätzt. Man vergleicht ihn am besten mit einem Wespen- oder Bienenstich. Es kommt zu lokalen Schmerzen, Rötungen und Schwellungen. Lebensbedrohlich ist ein Stich nur für Allergiker oder Kleinkinder.
3. Spinnen (Thai: maeng-mum)
Die Angst vor Spinnen ist weit verbreitet, aber in Thailand medizinisch gesehen weitgehend unbegründet.
- Faktenlage: Thailand ist nicht für gefährliche Spinnen bekannt, wie es etwa in Australien der Fall ist. Zwar gibt es diverse Vogelspinnenarten (Taranteln), diese sind aber für den Menschen nicht tödlich. Ihr Biss ist schmerzhaft und kann zu lokalen Reaktionen führen, systemische Vergiftungen sind jedoch nicht die Regel.
- Verhalten: Die meisten Spinnen sind scheu und ziehen sich zurück. Bisse kommen fast nur vor, wenn die Spinne direkt am Körper eingeklemmt und bedrängt wird.
Die wahre Gefahr im Mini-Format: Moskitos
Der mit Abstand gefährlichste „kleine“ Bewohner Thailands ist und bleibt die Mücke (Thai: yung). Nicht durch ihr Gift, sondern durch die Krankheiten, die sie übertragen kann.
- Dengue-Fieber: Wird von der tagaktiven Tigermücke übertragen. Symptome ähneln einer starken Grippe. Es gibt keine Impfung, der einzige Schutz ist die Vermeidung von Stichen.
- Japanische Enzephalitis & Malaria: Kommen seltener und meist nur in ländlichen Grenzregionen vor.
Ein konsequenter Mückenschutz ist daher die wichtigste Gesundheitsvorsorge in diesem Bereich!
Prävention: So vermeidest du Stiche und Bisse
Mit ein paar einfachen Verhaltensregeln kannst du das Risiko einer unangenehmen Begegnung stark reduzieren:
- Schuhe und Kleidung ausschütteln: Mache es dir zur Gewohnheit, Schuhe, Hosen und Hemden vor dem Anziehen kräftig auszuschütteln, besonders wenn sie über Nacht im Freien oder in einfachen Bungalows lagen.
- Nicht barfuß laufen: Trage besonders nachts und in der Dämmerung immer Schuhe, auch auf kurzen Wegen.
- Vorsicht im Dunkeln: Benutze eine Taschenlampe, wenn du nachts unterwegs bist.
- Verstecke meiden: Greife nicht blind unter Steine, Holz oder in Laubhaufen.
- Mückenschutz: Trage lange, helle Kleidung in der Dämmerung und nutze Repellents mit dem Wirkstoff DEET für unbedeckte Hautstellen. Schlafe unter einem Moskitonetz, wenn die Unterkunft nicht mückensicher ist.
Erste Hilfe: Was tun, wenn es doch passiert?
- Bei Skolopender- und Skorpion-Bissen/-Stichen:
- Ruhe bewahren. Der Schmerz ist intensiv, aber in der Regel nicht lebensgefährlich.
- Wunde reinigen: Die Biss-/Stichstelle mit Wasser und Seife waschen, um Infektionen zu vermeiden.
- Kühlen: Ein kalter Umschlag oder Eis (in ein Tuch gewickelt) hilft gegen die Schwellung und lindert den Schmerz.
- Schmerzmittel: Ein gängiges Schmerzmittel (z.B. Paracetamol) kann helfen.
- Wann zum Arzt? Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion (Atemnot, Schwindel, Kreislaufprobleme), wenn ein Kleinkind betroffen ist, oder wenn der Schmerz unerträglich wird.
- Bei Mückenstichen: Nicht kratzen, um Entzündungen zu vermeiden. Kühlende oder juckreizstillende Salben helfen. Achte in den folgenden Tagen auf grippeähnliche Symptome.
Zusammenfassung: Spinnen und Insekten in Thailand – Aufmerksamkeit schlägt Angst
Thailands Welt der Insekten und Spinnentiere ist vielfältig und allgegenwärtig. Mit Aufmerksamkeit, einfachen Vorsichtsmaßnahmen und einem guten Mückenschutz im Gepäck steht dem Genuss der tropischen Natur nichts im Wege. Die schmerzhaften Begegnungen sind selten und fast nie gefährlich, also lass dir davon nicht die Freude an diesem wunderbaren Land verderben.
Weitere Informationen zu giftigen Tieren in Thailand:
„Schlangen in Thailand: Ein Leitfaden zu Kobras, Vipern und dem richtigen Verhalten„
„Thailands Unterwasserwelt: Ein Guide zu stacheligen Schönheiten und giftigen Meeresbewohnern„