Schlangen in Thailand: Ein Leitfaden zu Kobras, Vipern und dem richtigen Verhalten
Nach unserem allgemeinen Überblick über Thailands giftige Tierwelt widmen wir uns jetzt einem Thema, das bei vielen Reisenden für besonderen Respekt – und manchmal auch für Unbehagen – sorgt: die Schlangen. Thailand beheimatet eine beeindruckende Vielfalt von über 200 Schlangenarten. Die gute Nachricht vorweg: Die überwiegende Mehrheit davon ist für den Menschen harmlos, und selbst die giftigen Vertreter sind Meister der Tarnung und meiden den Kontakt mit uns.
Dieser Artikel gibt dir das nötige Wissen an die Hand, um die häufigsten giftigen Schlangen zu kennen, Begegnungen zu vermeiden und im seltenen Fall eines Bisses richtig zu handeln.
Die wichtigsten giftigen Schlangenfamilien Thailands
Obwohl es diverse Giftschlangen gibt, lassen sich die medizinisch relevantesten Arten in drei Hauptgruppen einteilen: Kobras (inklusive der Königskobra), Kraits und Vipern.
Kobras in Thailand
Kobras gehören zu den bekanntesten Giftschlangen der Welt. Ihre Fähigkeit, einen Nackenschild aufzustellen, macht sie unverwechselbar. In Thailand sind drei Hauptakteure zu beachten.
- Die Monokelkobra (Naja kaouthia):
- Erkennungsmerkmale: Sie ist bekannt für das meist kreis- oder O-förmige Muster (das „Monokel“) auf der Rückseite ihres Nackenschildes. Ihre Farbe variiert stark von hellbraun und grau bis hin zu schwarz.
- Lebensraum & Verhalten: Als sehr anpassungsfähige Schlange ist sie oft in der Nähe des Menschen auf Reisfeldern, in Gärten oder auf Farmen zu finden, wo sie Nagetiere jagt. Sie ist bodenbewohnend und beißt nur zu, wenn sie sich direkt bedroht fühlt. Ihr Gift ist stark neurotoxisch und erfordert sofortige medizinische Behandlung.
- Die Siamesische Speikobra (Naja siamensis):
- Erkennungsmerkmale: Sie ähnelt der Monokelkobra, ihr fehlen aber oft die klaren Zeichnungen auf dem Nackenschild. Die Färbung ist ebenfalls variabel.
- Lebensraum & Verhalten: Ihr Lebensraum überschneidet sich mit dem der Monokelkobra. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist ihr Verteidigungsmechanismus: Fühlt sie sich bedroht, kann sie ihr Gift mit unglaublicher Präzision über mehrere Meter direkt in die Augen eines Angreifers spucken. Das Gift verursacht sofortige, extreme Schmerzen, Entzündungen und unbehandelt potenziell zur Erblindung. Zusätzlich zum Spucken kann sie auch einen ebenso gefährlichen neurotoxischen Biss ausführen. Wichtig: Gelangt Gift in die Augen, müssen diese sofort mit reichlich Wasser oder einer sterilen Flüssigkeit ausgespült werden.
- Die Königskobra (Ophiophagus hannah):
- Erkennungsmerkmale: Als die längste Giftschlange der Welt kann sie eine Länge von über fünf Metern erreichen. Ihr Nackenschild ist schmaler, aber länger als der anderer Kobras.
- Lebensraum & Verhalten: Sie bevorzugt dichte Wälder und Mangroven. Ihr Name Ophiophagus bedeutet „Schlangenfresser“ – ihre Hauptbeute sind andere Schlangen. Sie gilt als scheu, kann aber extrem gefährlich werden, wenn sie in die Enge getrieben wird oder ihr Nest verteidigt. Als einzige Schlangenart baut das Weibchen ein Nest aus Laub für seine Eier und bewacht es aggressiv. Ein Biss ist aufgrund der riesigen Giftmenge extrem gefährlich.
Kraits (Bungarus candidus & Bungarus fasciatus)
Kraits gelten als die giftigsten Schlangen Thailands. Ihr Gift ist extrem potent und neurotoxisch. Glücklicherweise sind sie streng nachtaktiv und ausgesprochen beißfaul.
- Erkennungsmerkmale: Der Malaiische Krait (Malayan Krait) hat eine auffällige schwarz-weiße Bänderung. Der Gestreifte Krait (Banded Krait) hat breitere, schwarz-gelbe Bänder und einen deutlich dreieckigen Körperquerschnitt.
- Verhalten: Bisse ereignen sich fast ausschließlich, wenn man nachts auf sie tritt. Die Bisse sind oft kaum schmerzhaft, was sie besonders tückisch macht.
Vipern (Trimeresurus albolabris & Calloselasma rhodostoma)
Vipern sind Lauerjäger, die sich perfekt ihrer Umgebung anpassen können. Ihr Gift ist in der Regel hämotoxisch, das heißt, es zerstört Blutzellen und Gewebe.
- Weißlippen-Bambusotter (White-lipped Pit Viper): Diese leuchtend grüne Viper ist exzellent im Blattwerk von Büschen und Bäumen getarnt.
- Malaiische Mokassinotter (Malayan Pit Viper): Diese rötlich-braune Viper ist ein Meister der Tarnung im trockenen Laub am Boden.
Harmlos, aber häufig: Die Netzpython
Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Schlange, der man in Thailand vielleicht am ehesten begegnet, die Netzpython (Reticulated Python) ist. Sie kann riesig werden, ist jedoch eine ungiftige Würgeschlange und für Menschen ungefährlich.
Prävention: Wie vermeide ich eine Schlangenbegegnung?
- Festes Schuhwerk tragen.
- Lärm machen: Fest auftreten, um Schlangen durch Vibrationen zu warnen.
- Nicht blind greifen in Büsche, Löcher oder Laubhaufen.
- Nachts eine Taschenlampe benutzen.
- Abstand halten und Schlangen Raum zur Flucht geben.
Was tun im Notfall? Erste Hilfe bei einem Schlangenbiss
Die Do’s – Das musst du tun:
- Ruhe bewahren!
- Notruf absetzen: 1155 (Touristenpolizei) oder 1669 (Medizinischer Notdienst).
- Betroffenen ruhigstellen, Bissstelle unter Herzhöhe lagern.
- Schmuck und enge Kleidung entfernen.
- Schlange merken oder Fotografieren (falls ohne Risiko möglich).
Die Don’ts – Das solltest du auf keinen Fall tun:
- Nicht abbinden, aussaugen oder aufschneiden.
- Kein Eis auflegen.
- Keinen Alkohol oder Kaffee trinken.
Fazit: Wissen schafft Sicherheit beim Umgang mit Schlangen in Thailand
Die Schlangen Thailands sind ein faszinierender Teil des Ökosystems. Mit Respekt, Aufmerksamkeit und dem Wissen über die richtigen Verhaltensweisen kannst du die beeindruckende Natur des Landes sicher genießen.
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