Tourismus-Ankurbelung: Regierung erwägt Aufhebung des 53 Jahre alten Alkoholverkaufsverbots am Nachmittag
Bangkok – In dem Bestreben, die lahmende Tourismuswirtschaft anzukurbeln, erwägt die thailändische Regierung die Aufhebung einer 53 Jahre alten Regelung, die den Verkauf von Alkohol am Nachmittag verbietet. Premierministerin Paetongtarn Shinawatra hat eine Überprüfung des Gesetzes angeordnet, das den Verkauf von alkoholischen Getränken zwischen 14 und 17 Uhr untersagt.
Die Regelung stammt aus dem Jahr 1972 und wurde von einer damaligen Militärregierung erlassen, um die Gewohnheit von Beamten einzudämmen, ausgedehnte, alkoholreiche Mittagspausen zu machen. Heute sehen Wirtschaftsverbände und Tourismusunternehmen in dem Verbot ein erhebliches Hindernis für das Wirtschaftswachstum und ein Ärgernis für ausländische Besucher.
Die Befürworter einer Aufhebung argumentieren, dass die Maßnahme dringend notwendig sei, um die Ziele der Regierungskampagne „Amazing Thailand Grand Tourism & Sports Year 2025“ zu erreichen. Wirtschaftsverbände wie die Asia Pacific International Spirits and Wines Alliance (APISWA) vertreten die Meinung, dass eine Lockerung der Verkaufszeiten zusätzliche Einnahmen von bis zu 100 Milliarden Baht generieren könnte. Thanakorn Kuptajit, ehemaliger Präsident des thailändischen Verbands der Alkoholgetränkehersteller, schätzt, dass die direkten wirtschaftlichen Aktivitäten um mehr als 50 Milliarden Baht pro Jahr steigen könnten.
Vertreter der Branche betonen, dass das Verbot nicht nur Restaurants und Bars schadet, sondern auch bei Touristen für Verwirrung und Unmut sorgt, die es nicht gewohnt sind, zu bestimmten Tageszeiten keine alkoholischen Getränke zu ihren Mahlzeiten bestellen zu können.
Gegen die Aufhebung des Verbots werden jedoch ernsthafte Bedenken hinsichtlich der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit geäußert. Ein Ausschuss für die Kontrolle von alkoholischen Getränken hatte sich bereits zuvor gegen eine Verlängerung der Verkaufszeiten ausgesprochen. Ein Pilotprojekt in fünf großen Touristendestinationen (Bangkok, Chiang Mai, Chon Buri, Phuket und Koh Samui), bei dem die Öffnungszeiten von Nachtlokalen bis 4 Uhr morgens verlängert wurden, führte laut einer Umfrage zu einem signifikanten Anstieg von Verkehrsunfällen und Todesfällen, insbesondere in den frühen Morgenstunden zwischen 2 und 6 Uhr.
Die Regierung steht nun vor der Aufgabe, die potenziellen wirtschaftlichen Vorteile gegen die Risiken für die öffentliche Sicherheit abzuwägen. Die Premierministerin betonte, dass bei jeder Entscheidung der Schutz der Jugend vor einfachem Zugang zu Alkohol gewährleistet sein müsse. Ein eigens eingerichtetes Gremium des Nationalen Ausschusses für die Alkoholgetränkepolitik soll nun die Auswirkungen einer Gesetzesänderung umfassend prüfen, da für eine endgültige Entscheidung derzeit nicht genügend Daten vorliegen.