Milliarden-Industrie vor dem Aus: Regierung macht Kehrtwende und rekriminalisiert Cannabis

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Bangkok – Nur drei Jahre, nachdem Thailand als erste Nation in Asien Cannabis entkriminalisiert und damit eine boomende Industrie ins Leben gerufen hat, vollzieht die Regierung eine drastische Kehrtwende. Mit sofortiger Wirkung wurden neue Vorschriften erlassen, die den Freizeitkonsum von Cannabis faktisch beenden und eine Branche, deren Wert auf über eine Milliarde US-Dollar geschätzt wurde, ins Chaos stürzen.  

Die neuen Regelungen, die von Gesundheitsminister Somsak Thepsutin unterzeichnet wurden, stufen Cannabisblüten als kontrolliertes Kraut ein. Der Verkauf an Kunden ist nun nur noch mit einem ärztlichen Rezept möglich. Dies beendet abrupt den legalen Freizeitmarkt, der seit 2022 entstanden war. Die Regierung hat zudem angekündigt, Cannabis wieder vollständig als Betäubungsmittel der Kategorie 5 einzustufen, was eine vollständige Rekriminalisierung des Freizeitkonsums bedeuten würde.

Die wirtschaftlichen Folgen sind verheerend. Die thailändische Handelskammer hatte prognostiziert, dass die Cannabisindustrie bis 2025 einen Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar erreichen könnte. Über 18.000 Apotheken und unzählige kleine Farmen, die in den letzten drei Jahren erhebliche Investitionen getätigt haben, stehen nun vor einer ungewissen Zukunft.  

„Ich bin ein bisschen schockiert, denn das ist meine Haupteinnahmequelle“, sagte ein Angestellter einer Cannabis-Apotheke in Bangkok gegenüber Medien. „Viele Läden sind wahrscheinlich genauso schockiert, weil viele von ihnen hohe Investitionen getätigt haben.“  

Die politische Kehrtwende ist eng mit der aktuellen Regierungskrise verknüpft. Die Bhumjaithai-Partei, die die Entkriminalisierung 2022 maßgeblich vorangetrieben hatte, hat kürzlich die Regierungskoalition verlassen. Dieser Schritt ebnete der regierenden Pheu-Thai-Partei, die bereits im Wahlkampf eine strengere Drogenpolitik versprochen hatte, den Weg, ihre Anti-Cannabis-Agenda umzusetzen. Einige Beobachter und Betroffene äußern die Meinung, dass es sich dabei um einen Akt „politischer Rache“ handle und die Cannabis-Industrie zur „Geisel der Politik“ geworden sei.

Die Regierung begründet ihren Schritt mit sozialen Bedenken. Ein Regierungssprecher erklärte, der unregulierte Zugang zu Cannabis habe zu ernsten sozialen Problemen geführt, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Die ursprüngliche Entkriminalisierung im Jahr 2022 erfolgte ohne ein umfassendes Regelwerk, was zur Entstehung eines riesigen, aber unzureichend kontrollierten Marktes führte.

Cannabis-Aktivisten argumentieren hingegen, dass die neuen, strengen Regeln das Problem nicht lösen, sondern den Handel lediglich in den Untergrund drängen werden, wo er noch schwerer zu kontrollieren sei. Sie befürchten zudem, dass dies zu Korruption, etwa durch gefälschte ärztliche Atteste, führen könnte. Für Tausende von Unternehmern und Angestellten bedeutet die abrupte politische Entscheidung das potenzielle Ende ihrer Existenzgrundlage.  

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